Liebe Leserinnen und Leser,
zwischen den Staffeln beliebter Serien werden ja zur Überbrückung der Wartezeit gern mal deren Ursprünge ergründet. Das ging zuletzt bei „The Witcher: Blood Origin" mächtig in die Hose. Außer Henry „Witcher" Cavill fehlten der Miniserie Spannung, gutes Schauspiel und feine Dialoge. Durch die Logiklöcher konnte man ganze Brote werfen.
Jetzt wurde „Stranger Things: The First Shadow" angekündigt, und will klären, wie die Verbindung zwischen dem Städtchen Hawkins und der monströsen Parallelwelt zustande kam. Macht Sinn: „Stranger Things" war 2016 die Serie, nach der alle Streamingfans zu Netflix wollten. Die vierte Staffel liegt mit 1,35 Milliarden gestreamten Stunden innerhalb der ersten 28 Tage auf Platz eins der beliebtesten englisch-sprachigen Netflix-Serien aller Zeiten. Das Gute: Die Premiere von „The First Shadow" ist noch 2023.
Das auf den ersten Blick nicht ganz so Gute: Es ist ein Theaterstück. Nach dem Kino betritt Netflix nun also auch noch die guten alten Bretter, die die Welt bedeuten. Unter Leitung von Meisterregisseur Stephen Daldry („Billy Eliot") zieht „Stranger Things" ins Londoner West End, wo ja auch schon Harry Potter „live on stage" zaubert. Wäre „Stranger Things" ohne Computertrickeffekte nicht allzu strange? Nun, man muss sich nur mal die Abbatare in Londons Pudding Mill anschauen - auf der Bühne ist heutzutage so ziemlich alles möglich. Und an alle hartleibigen Sofakleber – nicht verzagen: Was Netflix macht, wird wohl eher über kurz als über lang auch online zu haben sein.
Einen streamingfrohen April wünschen Ihnen
Ihre Streamingspezialisten Imre Grimm, Lena Obschinsky, Matthias Schwarzer und Matthias Halbig
Der Streaming-Countdown für den April
Worauf wir uns freuen
7. „Yellowstone", Staffel 4 - Den Wilden Westen gibt es immer noch
Hart, aber gerecht - wenn auch weit entfernt von gesetzestreu: Großrancher John Dutton (Kevin Costner) setzt sich mit seinen Kindern und Cowboys gegen gierige Landnehmer zur Wehr. © Quelle: Paramount+ |
Zu sehen bei: Paramount+, ab 1. April
Genre: Neowestern
Länge: 10 Episoden
Besetzung: mit Kevin Costner, Kelly Reilly, Luke Grimes, Cole Hauser, Wes Bentley, Kelsey Asbille, Jefferson White
Das Stream-Team meint: Wer dieser Rancherfamilie ans Land will, beißt garantiert ins Gras - Kevin Costner führt ein brandgefährliches Ensemble an.
Trailer
6. „Boom! Boom! The World vs. Boris Becker" - Aufstieg und Fall einer Tennislegende
Er war der König auf dem Platz: Die Doku "Boom! Boom! The World vs. Boris Becker" erzählt von den glorreichen und den weniger guten Tagen im Leben der Tennislegende. © Quelle: Courtesy of Apple |
Zu sehen bei: Apple TV+, ab 7. April
Genre: Doku
Länge: 2 Episoden
Mitwirkende: Boris Becker, John McEnroe, Björn Borg, Novak Djokovic, Mats Wilander, Michael Stich
Das Stream-Team meint: Auch wenn Boris Becker heute längst wieder durch unvergitterte Fenster schauen darf, rührt der Blick des Oscar-Regisseurs Alex Gibney auf den immer noch nicht so ganz erwachsenen Ex-Tennis-Star bis zu seiner Verurteilung 2022 in London.
Berlinale-Clip
5. „The Last Kingdom: Seven Kings Must Die" - Ist das Schicksal nun alles, oder nur ein mieser Verräter?
Moderne mittelalterliche Helden tragen Undercut: Alexander Dreymon als Uhtred (v. l.), Arnas Fedaravicius als Sihtric und Mark Rowley als Finan in einer Szene aus "The Last Kingdom: Seven Kings Must Die". © Quelle: Courtesy of Netflix |
Zu sehen bei: Netflix, ab 14. April
Genre: Historienfilm/Mittelalter
Länge: 111 Minuten
Besetzung: Alexander Dreymon, Mark Rowley, Arnas Fedaravicius, Ingrid Garcia Jonsson, Harry Gilby, Rod Hallett, James Northcote, Timothy Innes, Ross Anderson
Das Stream-Team meint: „Last Kingdom"-Serienheld Uhtred von Bebbanburg hat zwar nur noch einen Film lang Zeit, England zu vereinen, aber ihm und seinem Schwert traut man selbst das Allerunmöglichste zu.
Trailer
4. „Peter Pan & Wendy" - Disney lässt das Publikum der eigenen Kindheit hinterherträumen
Auch das ist ein Möglichkeit, den Anker zu lichten: Das Piratenschiff Jolly Roger ist nicht ans Wasser gebunden - ihr Captain heißt Hook und ist der Erzfeind von Peter Pan. © Quelle: DISNEY |
Zu sehen bei: Disney+, ab 28. April
Genre: Fantasy/Märchen
Länge: 106 Minuten
Besetzung: Ever Anderson, Alexander Molony, Jude Law, Joshua Pickering, Jacobi Jupe, Yara Shahidi, Jim Gaffigan, Sebastian Billingsley-Rodriguez
Das Stream-Team meint: Die Story von Peter Pan kitzelt das Kind in jedem Erwachsenen wach und lässt einen die Vergänglichkeit der Jugend als bittersüß empfinden. Die Geschichte der Realverfilmungen von Disneys Zeichentrickklassikern freilich ist bisher eine voller Höhen und Tiefen.
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3. „Tender Hearts" - Roboter sind doch die besten Liebhaber
Lover aus der Schachtel: Wer sich wie Mila (Friederike Kempter) einen Liebesdroiden wie Friendly Bo (Madieu Ulbrich) bestellt, kommt im Nu über seine Tinder-Depression hinweg. Szene aus "Tender Hearts". © Quelle: Sky Deutschland AG und Sky Deutschland GmbH & Co. KG räumlich und zeitlich uneingeschränkte Exklusivnutzungsrechte. |
Zu sehen bei: Wow, ab 6. April
Genre: Science-fiction/Comedy
Länge: 8 Episoden
Besetzung: Friederike Kempter, Madieu Ulbrich, Vladimir Korneev, Heike Makatsch, Yousef Sweid, Benny O. Arthur, Jonas Stenzel, Kotti Yun, Marie-Lou Sellem
Das Stream-Team meint: Roboter sind die besseren Menschen. Das haben Kino und Fernsehen zigfach nachgewiesen - man denke an die emsigen Space-Gärtner Huey, Louie und Dewey aus „Lautlos im Weltraum" (1971), an den Androiden Data aus „Star Trek: The Next Generation" (1987-1994), an „Wall-E" (2008), der die Erde aufräumte oder an den sanften, irreparablen Familienbot aus „After Yang" (2021). Gut - unter Umständen switchen liebenswürdige Kunstwesen schonmal zu aggro - aber man hat der netten Dolores (Evan Rachel Wood) in „Westworld" (2016-2022) ja auch übelst mitgespielt. In der Wow-Serie „Tender Hearts" löst Mila (Friederike Kempter) ihre Datingnot, indem sie den Lovedroiden Friendly Bo (Madieu Ulbrich) abonniert. Mila lernt lieben, Bo lernt leben - und die üblichen Sci-fi-RomCom-Komplikationen nehmen ihren Lauf.
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2. „Transatlantic" - Amerikaner in Marseille verhelfen Menschen zur Flucht vor den Nazis
Hilfe für die Hoffnungslosen: Mary Jane Gold (Gillian Jacobs) und Varian Fry (Cory Michael Smith, M.) mit Frys Freund und Liebhaber Thomas Lovegrove (Amit Rahav) in einer Szene aus "Transatlantic". Die Serie erzählt von der Rettung von den Nazis verfolgter Intellektueller in Marseille. © Quelle: Anika Molnar/Ntflix |
Zu sehen bei: Netflix, ab 7. April
Genre: Historiendrama/Zweiter Weltkrieg
Länge: 7 Episoden
Besetzung: Gillian Jacobs, Cory Michael Smith, Yoli Fuller, Nadiv Molcho, Jodhi May, Luke Thompson, Corey Stoll, Moritz Bleibtreu, Alexander Fehling, Henriette Confurius
Das Stream-Team meint: Eine Geschichte die das (Über-)Leben schrieb. Der amerikanische Journalist Varian Fry wurde vom New Yorker European Rescue Committee 1940 nach Frankreich geschickt, um im damals noch nicht von Nazis besetzten Marseille verfolgten Intellektuellen und Künstlern zur Flucht zu verhelfen. 2000 Menschen - unter anderem Hannah Arendt und Max Ernst - entkamen durch das Rettungsnetzwerk dem Zugriff der Nationalsozialisten. Die Schriftstellerin Julie Orringer widmete den dramatischen Ereignissen 2019 ihr (auf Deutsch noch nicht erschienenes) drittes Buch „The Flight Portfolio". Und das wurde nun unter Netflix-Fittichen verfilmt. Showrunnerin ist die deutsch-amerikanische Autorin Anna Winger - bekannt für Großartigkeiten wie die „Deutschland 83/86/89″-Miniserien und die Emmy-gekürte Serie „Unorthodox". Prognose: Das wird was!
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1. „Sam - ein Sachse" - Vom Volkspolizisten zum Staatsfeind in sieben Episoden
Der erste schwarze Polizist der Deutschen Demokratischen Republik: Samuel Meffire (Malick Bauer) macht später auch im wiederverinigten Deutschland Karriere - zumindest eine Zeitlang. © Quelle: Stephan Burchardt |
Zu sehen bei: Disney+, ab 26. April
Genre: Drama
Länge: 7 Episoden
Besetzung: Malick Bauer, Tyron Ricketts, Svenja Jung, Luise von Finckh, Nyamandi Adrian, Paula Essam, Ivy Quainoo, Thorsten Merten, Martin Brambach, Aristo Luis, Daniel Klare
Das Stream-Team meint: „Wir steh'n am Bahnsteig und begrüßen jeden Zug / denn graue deutsche Mäuse, die haben wir schon genug." Schon einen Monat vor dem Mauerfall besang Udo Lindenberg 1989 die „Bunte Republik Deutschland". Ins allgemeine Zukunftsnarrativ vom Multikulti-Country passte die Geschichte von Samuel Meffire (Malick Bauer) nur zu gut. Der Sohn eines Kameruners und einer Deutschen war der erste schwarze Volkspolizist in Diensten der DDR gewesen. Die Serie „Sam - ein Sachse" erzählt von seiner Jugend, seiner Zeit als Gesetzeshüter und als Model für eine Kampagne gegen Ausländerfeindlichkeit im wiedervereinigten Land.
Klingt zu sehr nach „Läuft!"? Und „Läuft" ist langweilig? Aber natürlich ist Meffires Geschichte allerbester Streamingstoff. Denn der von Malick Bauer gespielte Protagonist steht schon bald vor Abgründen. Und was uns damals erst dämmerte und was seit der Flüchtlingskrise von 2015 ein erschreckendes Ausmaß offenbart hat: In Deutschland gab und gibt es (rechte) Menschenhasser zuhauf. Produzent von „Sam - ein Sachse" ist übrigens Jörg Winger - der Ehemann von „Transatlantic"-Showrunnerin Anna Winger.
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Läuft bei uns
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Die Streaming-Story
Meredith Grey verlässt das Team von „Grey's Anatomy" in Staffel 19 - Mit welchen Serien sich der Fan trösten kann
Serien-Urgestein bei „Grey's Anatomy": Die Ärztinnen Meredith Grey (Ellen Pompeo, l.) und Miranda Bailey (Chandra Wilson) - hier offenbar in einer Krisensituation. In der 19. Staffel verlässt Grey Seattle, um in die Forschung zu gehen. Millionen Ärzteserienfans bedürfen des Trosts. © Quelle: Foto: Pro7 |
Der verträumte George O'Malley, der schnuckelige Dr. Dreamy, die blonde Izzy - viele der Charaktere der Ärzteserie „Grey's Anatomy", die man für unverzichtbar hielt, sind von uns Serienfans gegangen. Eine aber war der Fels in der Brandung von Notaufnahme und OP-Saal in Seattle: Meredith Grey (Ellen Pompeo), nach deren Familie das Hospital im Nordwesten Amerikas benannt ist. Jetzt hat auch sie einen Plan für den Rest ihres Berufslebens, zieht nach Boston und überlässt die Serie in der 19. Staffel (die am 17. April bei Disney+ startet) ihrem Schicksal. Bevor jetzt das Gefühl eines medizinischen Versorgungsengpasses bei Ihnen auftritt - auf diese Serien können Sie ausweichen.
Hier geht es zur Geschichte
Der Anbieter-Überblick
Das ist neu im [Monat] bei ...
Netflix
Amazon Prime Video
Disney+
Paramount+
Apple TV+
... und was passiert bei den Streamingdiensten?
Gemeinsam stark? - ProSiebenSat.1-Chef für eine Streaming-Plattform von Privaten und Öffentlich-Rechtlichen
Privatsender und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten präsentieren ihre Angebote digital gemeinsam? Der ProSiebenSat.1-Vorstandschef Bert Habets (Bild) kann sich das vorstellen und regt an, über eine Kooperation nachzudenken. © Quelle: --/ProSiebenSat.1/dpa |
Und noch ein Streamingdienst? ProSiebenSat.1-Vorstandschef Bert Habets hat ein gemeinsames Netzwerk für Inhalte öffentlich-rechtlicher wie privater Sender in Deutschland vorgeschlagen. Er möchte „eine Plattform, der die Menschen vertrauen können", sagte er jüngst bei einem Symposium der Medienanstalten in Berlin.
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