Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie den Barbie-Film auch schon gesehen? Falls nicht, dann haben Sie sicher davon gehört. Denn: Mattel, US‑Spielzeughersteller und Mitfinanzierer des Kinohits, hat einen cleveren Coup gelandet. Die zuletzt ein wenig in Vergessenheit geratene und ob ihrer zweifelhaften Körpermaße immer schon umstrittene Wunderpuppe ist wieder omnipräsent. Nicht nur in den Kinocharts, sondern auch in der Musik, in der Mode, und, selbstverständlich, auch prominent platziert in unzähligen Spielwarenläden.
Ich muss gestehen, ich war zunächst etwas skeptisch, als mich eine Freundin neulich fragte, ob ich mit ihr den Barbie-Film schauen wolle. Immerhin war ich nie ein „Barbie-Girl", war lieber draußen und dreckig, also eher struppige „Weird Barbie", als atemberaubende Ultrahair-Barbie.
Tatsächlich fand ich die so staksig daherkommende Biegepuppe mit ihren knallpinken Accessoires schon immer ein wenig befremdlich. Als ich dann aber hörte, dass Regisseurin Gerwig auch eher aus der Anti-Barbie-Fraktion kommt, war meine Neugierde geweckt. Und was soll ich sagen: Ich war begeistert! Genauso wie mein Kollege Ben Kendal übrigens, dem der Film gleich ein ganzer Essay wert war. Denn wer glaubt, Greta Gerwigs „Barbie" sei nur etwas für eingefleischte Barbie-Fans, der wird bereits innerhalb der ersten Filmminuten eines besseren belehrt: „Der Film ist nicht lediglich eine Hommage an die Mattel-Figuren. ‚Barbie' ist eine Geschichte über Feminismus, das Patriarchat, über Männlichkeit, die sich in der Krise befindet" (+), schreibt mein Kollege Kendal (der den Ken übrigens nur rein zufällig im Nachnamen trägt).
Moderner Mann versus „klassischer" Mann
Barbies dümmlich daherkommender Weggefährte, mehr treuer Kumpel als heißer Lover, nimmt im Film eine spannende Schlüsselrolle ein. Denn in Barbieland ist der Name Programm. Während der forschen Blondine und ihren Mädels die Talente nur so zufliegen, suchen Ken und seine Kumpels ihre Rolle in der von Frauen beherrschten pinken Plastikwelt noch. Es braucht einen wilden Ritt von der Randfigur zu einem vehementen Verfechter des Patriarchats, ehe Ken zu einem Mann wird, der sich einfach nur gut genug fühlt: „I'm Kenough" steht dann auch zum Ende des Films auf seinem Hoodie.
Ken fühlt sich unzufrieden und orientierungslos – genauso wie viele Männer heutzutage. © Quelle: Jaap Buitendijk/Digital/35mm/Warner Bros./dpa |
„Dieser simple Satz ist zu einem wichtigen Slogan des Films geworden", schreibt Kendal. Zumal er eine wichtige Botschaft für Männer trage. „Denn vielen fehlt das Gefühl, als Mann ‚Kenough' zu sein – sie wissen nicht einmal, was es heute noch bedeuten soll, ein Mann zu sein." Immerhin werde von einem modernen Mann erwartet, dass er empathisch ist und Gefühle zulässt. Doch das stehe im starken Kontrast zum „klassischen", von emotionaler Kälte und körperlicher Härte geprägten Männlichkeitsbild, mit dem zahlreiche Männer groß geworden sind.
Wie also rauskommen aus diesem riesengroßen Rollenklischeeschlamassel? Ich finde, mein Kollege hat da einen wirklich klugen Gedanken entwickelt: „Der wahre Fehler im System ist nicht, dass es keinen Konsens darüber gibt, was Männlichkeit bedeutet – sondern, dass es überhaupt derart einschränkende Männlichkeitsideale gibt. Gesellschaftliche Erwartungen ständig erfüllen zu müssen frustriert. Sich von ihnen zu lösen ist dagegen der erste Schritt, um sich selbst zu akzeptieren – und zwar so, wie man(n) ist. Wenn Männer sich selbst als Individuen verstehen und ihr Leben nicht von Männlichkeitsidealen bestimmen lassen, können sie herausfinden, wie sie wirklich sind."
Für Frauen gilt das übrigens uneingeschränkt genauso, finde ich. Was denken Sie?
Ihre
Carolin Burchardt
Von Kopf bis Fuß
Sicher kennen Sie den Spruch: „Man ist so alt, wie man sich fühlt." Doch stimmt das auch? Durchaus, wie meine Kollegin Irene Habich schreibt. Denn nicht allein unser Alter in Jahren bestimmt, wie gesund und fit wir sind und wie viel Zeit uns zu leben bleibt: Entscheidend ist auch unser biologisches Alter, das oftmals vom chronologischen Alter abweicht.
Das biologische Alter soll vorhersagen, wie viele Jahre uns vermutlich zu leben bleiben. Ist jemand bei so guter Gesundheit, dass er eine überdurchschnittliche Lebenserwartung hat, dann ist sein oder ihr biologisches Alter niedriger als das chronologische. Umgekehrt ist bei Personen mit schlechter Gesundheit und niedriger Lebenserwartung das biologische Alter höher als das chronologische.
Nicht allein unser Alter in Jahren bestimmt, wie gesund und fit wir sind, entscheidend ist auch unser biologisches Alter. © Quelle: millaf/stock.adobe.com |
Aber wie gelingt es, das biologische Alter zu bestimmen? Hier eine kleine Auswahl an Parametern, die Aufschluss geben können:
- Jemand, der jung aussieht, ist es wahrscheinlich auch – zumindest gemäß seinem biologischen Alter.
- Je fester jemand zupacken kann, desto höher ist seine verbleibende Lebenserwartung und desto niedriger sein biologisches Alter.
- Serumwerte für Glukose, Insulin und Blutfette sind mögliche Biomarker, um Langlebigkeit vorherzusagen.
Weitere Parameter aus der Wissenschaft und Einflussfkatoren können Sie hier (+) nachlesen.
Bei aller Liebe
Nicht wenige Menschen machen schlechte Erfahrungen beim Onlinedating. Inzwischen gibt es sogar zahlreiche Begriffe für die kleinen und großen Unfreundlichkeiten. Fast könnte der Eindruck entstehen, dass das Dating immer fieser wird.
Meine Kollegin Heidi Becker hat bei Paartherapeut und Autor Eric Hegmann nachgehakt, was es mit Ghosting, Cloaking und all den großen und kleinen Red Flags beim Kennenlernen auf sich hat, und dabei herausgefunden, dass vieles davon gar nicht so neu ist. Warum sich viele Menschen beim Dating nur schützen wollen, und warum die Fülle an Kontakten, die wir heute durch das Onlinedating knüpfen, auch eine Überforderung sein kann, das erfahren Sie hier.
Familienbande
Stillen und gleichzeitig arbeiten gehen, das war lange Zeit undenkbar. Doch das ändert sich gerade: Denn oft ist die Vereinbarkeit von Stillen und Arbeit nur eine Frage der Organisation. Inwiefern auch die Unternehmen mitziehen, hat sich meine Kollegin Helene Kilb gefragt (+). Ihre teils ernüchternde Erkenntnis: Viele Unternehmen machen sich zum Thema Vereinbarkeit offenbar keine Gedanken.
Das bestätigt auch Simone Lehwald, Direktorin des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation (EISL): „Es ist erschreckend, wie schlecht selbst große Unternehmen in Deutschland aufgestellt sind. Viele Arbeitgeber machen sich wenige Gedanken darüber, wie sich das Stillen und die Arbeit vereinbaren lassen, bis die Frauen es wirklich einfordern." Umso wichtiger sei es, dass Frauen genau das tun – und das vielleicht langfristig zu mehr Akzeptanz von stillenden Berufstätigen führt.
Stillen und arbeiten gehen: Lässt sich das miteinander vereinbaren? © Quelle: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbi |
Immerhin könnten Arbeitgebende von stillenden Müttern profitieren, glaubt Lehwald: „Gestillte Kinder werden deutlich seltener krank als andere Kinder. Dadurch fällt die Mutter später auch seltener aus."
Gut gesagt
| | | Menschen, die als Frau sozialisiert werden, wird von klein auf erzählt: Du bist ein Opfer! Alle Männer wollen Sex und Frauen müssen aufpassen, nicht vergewaltigt zu werden! | Paulita Pappel, | feministische Pornoproduzentin und Performerin | | |
|
Hier lesen Sie das ganze Interview meiner Kollegin Leonie Schulte (+) mit Regisseurin Paulita Pappel.
Die Pandemie und wir
Zwar steigen die Corona-Zahlen aktuell wieder leicht an, Grund zur Sorge gibt es deshalb aber nicht. Laut Robert Koch-Institut liegt die Aktivität von Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung „aktuell auf einem niedrigen Sommerniveau".
Dennoch stehen einige neue Virusvarianten unter Beobachtung, darunter auch die Variante BA.2.86, die in vielen Ländern entdeckt wurde. In Deutschland konnte bislang noch kein Fall nachgewiesen werden, wohl aber in den Nachbarländern Dänemark und der Schweiz. Was bislang über die neue Variante bekannt ist, hat mein Kollege Ben Kendal aufgeschrieben.
Großen Anlass zur Sorge sehen Fachleute nicht: „Ich halte nichts davon, über jede Variante Furchtappelle auszustoßen. Denn die Grundimmunität gegen Corona haben wir, und die geht nicht verloren", sagte etwa der Virologe Hendrick Streeck der „Rheinischen Post". Auch Richard Neher, Spezialist für Corona-Varianten am Biozentrum der Universität Basel, gibt vorerst Entwarnung: „Solche stark mutierten Virusvarianten werden sporadisch gemeldet, aber es handelt sich typischerweise um isolierte Beobachtungen, die sich nicht weiter ausbreiten."
Die ernsten Seiten des Lebens
Die Sommerpause ist vorbei: Mit dem neuen Schuljahr und Wintersemester stehen auch wieder Tests und Klausuren an. Für manch einen ist das besonders quälend. Was gegen Prüfungsangst hilft, erklärt Psychologe Fred Christmann, der auch einen Ratgeber zum Thema geschrieben hat. Sein Tipp: Eine mentale Prüfungssimulation kann hilfreich sein: „Wenn ich Angst habe, sollte ich mir konkret ausmalen, wie der Prüfungstag ablaufen könnte", rät Christmann. Dabei seien unter anderem diese Fragen hilfreich: Wann muss ich am Prüfungstag aufstehen, um rechtzeitig vor Ort zu sein? Wie könnte die Prüfung aussehen und ablaufen? Wie gehe ich damit um, wenn etwas abgefragt wird, das ich nicht weiß?
Und plötzlich ergibt nichts mehr Sinn: Wer unter Prüfungsangst leidet, erlebt manchmal ein Blackout. © Quelle: 1STunningART - stock.adobe.com |
Und wenn es trotzdem zu einem Blackout kommt? In diesem Fall rät Christmann: tief durchatmen! „Mit tiefen Atemzügen kann ich die Erregung senken. Danach ist es hilfreich zu sprechen – denn dadurch kann ich das Denken wieder in Gang setzen."
Die schönen Seiten des Lebens
Aus dem Leistungssport ist das Prinzip „Power durch Pause" bekannt: Um Überlastungen zu vermeiden, muss der Körper ausreichend regenerieren, sprich: Zwei Gegenpole müssen in Einklang gebracht werden: Belastung und Entlastung.
Das Prinzip lässt sich auch auf den Alltag übertragen, der heute immer mehr einem Hochleistungssport gleichkommt: Um stressbedingten Symptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder hohem Blutdruck entgegenzuwirken, helfen feste Routinen – kleine Minipausen im Alltag. Das beginnt schon mit einem ruhigen Frühstück oder zumindest einer entspannten Tasse Tee oder Kaffee – ohne Smartphone im Anschlag, und bevor alle anderen wach sind und der Familienalltag losgeht, empfiehlt unser Kolumnist, der Sportwissenschaftler Ingo Froböse.
Spaziergänge in der Mittagspause oder eine Joggingrunde am Abend sowie Ausflüge am Wochenende in die Natur könnten ebenfalls zur Entspannung beitragen. Und ganz wichtig, so Froböse: guter und erholsamer Schlaf! Wie das gelingt, verrät der Leiter des Gesundheitszentrums an der Sporthochschule Köln hier.
Falls Sie Anregungen oder Kritik haben, melden Sie sich gerne direkt bei unserem Redaktionsteam magazin@rnd.de. Wir freuen uns!
Abonnieren Sie auch
Krisen-Radar: Konflikte, Kriege, Katastrophen – analysiert von Can Merey, jeden Mittwoch neu.
Der Tag: Das Nachrichten-Briefing vom RedaktionsNetzwerk Deutschland. Jeden Morgen um 7 Uhr.
Unbezahlbar: Wertvolle Tipps und Hintergründe rund ums Geld – immer mittwochs.
Klima-Check: Erhalten Sie die wichtigsten News und Hintergründe rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.
Hauptstadt-Radar: Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.
What's up, America? Der USA-Newsletter liefert Hintergründe zu den Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur – jeden zweiten Dienstag.
Das Stream-Team: Die besten Serien- und Filmtipps für Netflix und Co. – jeden Monat neu.
Wie finden Sie diesen Newsletter? |
|
Kommentare
Kommentar veröffentlichen