Eine leichte Nervosität liegt in der Luft

Liebe Leserinnen und Leser, gestern fuhr ich in einem Bus, der als Weihnachtsbaum verkleidet war – überall hingen grüne Plastikzweige, umwickelt von blinkenden Lichtern, einige Sitze waren sogar mit einer rot-weißen Mütze überzogen. Schlagartig wurde mir klar: It's Pre-Christmas time. Während ich so fuhr, erinnerte mich ein einzelnes Kling meines Handys (überraschenderweise folgte kein Klingelingeling) an einen nahenden Termin: die Weihnachtsfeier der Firma. Als neue Mitarbeiterin bin ich natürlich sehr gespannt, was mich erwartet. Bis jetzt habe ich wenig Erfahrung in der Gattung der Firmenweihnachtsfeiern. Meine Vorstellungen entspringen Filmen. Dort beschleunigen Partys meist den Handlungsstrang, weil die Figuren sich zu etwas hinreißen lassen, was sie ohne Alkoholeinfluss vermutlich nicht täten.
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Franziska Herrmann

Franziska Herrmann

Liebe Leserinnen und Leser,

gestern fuhr ich in einem Bus, der als Weihnachtsbaum verkleidet war – überall hingen grüne Plastikzweige, umwickelt von blinkenden Lichtern, einige Sitze waren sogar mit einer rot-weißen Mütze überzogen. Schlagartig wurde mir klar: It's Pre-Christmas time. Während ich so fuhr, erinnerte mich ein einzelnes Kling meines Handys (überraschenderweise folgte kein Klingelingeling) an einen nahenden Termin: die Weihnachtsfeier der Firma. Als neue Mitarbeiterin bin ich natürlich sehr gespannt, was mich erwartet. Bis jetzt habe ich wenig Erfahrung in der Gattung der Firmenweihnachtsfeiern. Meine Vorstellungen entspringen Filmen. Dort beschleunigen Partys meist den Handlungsstrang, weil die Figuren sich zu etwas hinreißen lassen, was sie ohne Alkoholeinfluss vermutlich nicht täten.

Dass Weihnachtsfeiern keine Privatveranstaltungen sind, obwohl sie sich als solche tarnen, zeigt die Serie „Mad Men", die in der Werbewelt der Sechzigerjahre spielt. Trotz miserabler Geschäftszahlen läuft die gesamte Belegschaft in Feierlaune auf. Jazzmusik rieselt durch die geschmückten Büroräume an der Madison Avenue in New York. Eine leichte Nervosität liegt in der Luft. Es wird sich beschenkt, geplänkelt, zu viel getrunken und gegen die Kollegen gestichelt. Als eine Kollegin den kettenrauchenden Chefkreativen Don Draper zu später Stunde aufsucht, um ihn beruflich zur Rede zu stellen, reagiert dieser mit den Worten: „Ich bin enttäuscht, ich dachte, sie wären gekommen, um zu flirten, doch sie wollen streiten." Man merke: Weihnachtsfeiern sind kein weiteres Teammeeting.

Aus der Fassung sollte man allerdings auch nicht laufen, wie ein Blick in die Geschichte meiner Kollegin Kathrin Schreiter zeigt. Sie beschreibt, was passiert, wenn man mit der falschen Einstellung die Firmenfeier besucht. Ein verärgerter Mitarbeiter mit Krawall im Sinn stiftete genau diesen und beschimpfte seinen Vorgesetzten auf dem Fest am Abend auf das Wildeste. Ob so ein Verhalten Konsequenzen haben kann, lesen Sie in Weihnachtsfeier mit Chef und Kollegen: O du Peinliche.

Sie sehen – es passiert nicht nur in Filmen und nicht nur in Amerika. Verstehen Sie meine Aufregung jetzt?

Ihre

Franziska Herrmann

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Von Kopf bis Fuß

Einen Proteinshake braucht man selbst als Spitzensportler nicht.
Angela Bechthold,
Ernährungswissenschaftlerin

Während Kinder noch vor ein paar Jahren für das Klima protestierten, gehen Sie heute ins Fitnessstudio und trinken danach aus riesengroßen Bechern Proteinshakes. Doch was nützt der Verzehr von Eiweiß eigentlich? Bringen proteinhaltige Produkte nicht vor allem den Herstellern schwindelerregende Beträge ein? Erzielt man durch sie tatsächlich eine höhere Leistung und erzeugt mehr Muskeln? Meine Kollegin Kira von Brelie hat mit einer Ernährungswissenschaftlerin darüber gesprochen, wie viel Protein wir wirklich benötigen, um den Körper optimal zu versorgen. Im Interview fiel der herrlich entwaffnende Satz, den Sie ihren Kindern und Enkelkindern lässig von der Couch in die Küche zum Mixer zurufen können: „Einen Proteinshake braucht man selbst als Spitzensportlerin nicht."

 

Bei aller Liebe

Nicht nur für von Sexsucht betroffene Menschen ist der Umgang mit dem Zwang schwierig, sondern auch für die Angehörigen. Oft versuchen diese, die andere Person zu retten, und übernehmen eine Helferrolle. Mit diesem komplexen und tabuisierten Thema beschäftigt sich die sechsteilige deutsche Serie „Naked". Entlang der Beziehung von Louis und Marie wird erzählt, wie beide durch die Hypersexualität von Louis immer stärker in eine Abwärtsspirale geraten. Louis' sexuelle Gedanken und Aktivitäten werden zum Mittelpunkt seines Lebens und machen seine Freundin zur Co-Abhängigen. Ich habe mich mit einer Sexologin darüber unterhalten, was hinter Sexsucht steht und was man tun kann, wenn die eigene Sexualität zur Last wird.

Quelle: IMAGO/Depositphotos

Meine Kollegin Carolin Burchard hat derweil eine neue Folge ihres Podcasts aufgenommen. Dieses Mal geht es um die herausfordernden Lebensumstände, an denen viele Beziehungen scheitern, und was ein Paar, das aus schweren Krisen gestärkt hervorgeht, anders macht.

Album CoverZusammen durch die Krise mit mehr Intimität
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Quelle: Lisa from Pexels

Familienbande

Während ich als Kind davon ausging, meine Eltern hätten die bessere Position, ist es heute umgekehrt. Oft denke ich: Die armen Eltern, die Kinder haben es gut. Und ich glaube, es liegt nicht nur an meiner veränderten Perspektive. Denn manchmal frage ich mich: Was bringt es Kindern, wenn Eltern durch den Druck, den die antiautoritäre Erziehung erzeugt, ins Burn-out schlittern? Die erfahrene Paartherapeutin Marga Bielesch ist Expertin der bindungsorientierten Erziehung und erklärt, dass dann etwas missverstanden wurde, wenn sich die Eltern aufopfern und sich die Kinder grenzenlos verhalten können. Eltern müssten sich bewusst machen, wo die persönlichen Grenzen liegen, und auf sie achten. Dann lerne auch das Kind. Wie Eltern lernen können, sich unverstellt und trotzdem zugewandt zu zeigen, erzählte sie mir im Interview.

Und ich möchte Ihnen noch die Geschichte von Louisa ans Herz legen. Die Dreijährige leidet an Kinderdemenz. Bei der seltenen Erkrankung verlernen Kinder nach und nach, was sie bereits gelernt haben: sprechen, die Toilette benutzen, laufen und schließlich schlucken. Kaum ein erkranktes Kind wird älter als 30 Jahre. Doch es gibt Hoffnung. Im Netz haben Louisas Eltern eine amerikanische Firma gefunden, die an einer Gentherapie arbeitet, die 2026 auf den Markt kommen könnte. Über die Plattform GoFundMe haben sie eine Petition gestartet, um Louisa die Gentherapie in den USA zu finanzieren. Lesen Sie die berührende Geschichte, aufgeschrieben von Louisa Wurmstädt.

 
Quelle: imago images/Aton Chile
Da war eine Besessenheit für den Weltraum in mir.
Alyssa Carson

Gut gesagt

Wenn jüngere Kinder sagen, was sie beruflich werden wollen, wird das von den Erziehungsberechtigten gern mal belächelt. So ging es auch Alyssa Carson, als sie in jungen Jahren von Prinzessin auf Astronautin schwenkte. Doch als sie etwas älter wurde und mit ihrem Vater das erste Mal zum Space Camp der NASA fuhr, bemerkte dieser ihre Konzentration und fing an, den Wunsch ernst zu nehmen. „Da war eine Besessenheit für den Weltraum in mir", sagt die Amerikanerin, die in Arkansas lebt, rückblickend. Die 28 Jahre alte Astronautin träumt davon, zu einem Planeten zu reisen, der für die Menschheit aufgrund seiner lebensfeindlichen Umgebung noch unbekannt ist: dem Mars. Bis zu –130 Grad Celsius hat es dort, wenig Sauerstoff und keine Pflanzen. Und dann kommt da noch eine Flugdauer von rund sechs Monaten dazu. Meine Kollegin Laura Beigel hat mit ihr darüber gesprochen, was sie sich davon erhofft und ob sie eine Besiedelung des Mars, wie Elon Musk sie ab 2030 prognostiziert, für realistisch hält.

 
Quelle: Elisa Schu

Die ernsten Seiten des Lebens

Am 1. Dezember war Welt-Aids-Tag, und die Zahlen sind ernüchternd, wie das Robert Koch-Institut meldet: 2024 haben sich schätzungsweise 2300 Menschen neu mit HIV infiziert – das sind 200 mehr als im Vorjahr. Doch vor allem die Einstellung von Programmen zur Behandlung und Prävention von Aids und HIV in Südostasien und im südlichen Afrika besorgt Experten. Grund dafür sind die Veränderungen, die aus den USA kommen. Bisher haben die USA Beiträge in Höhe von 1,28 Milliarden US-Dollar (1,23 Milliarden Euro) gezahlt, doch durch den Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation ab 2026 wird dieses Geld in Zukunft fehlen. Es wird befürchtet, dass dadurch auch Programme zur Bekämpfung von HIV leiden werden. Zwei Drittel aller HIV-Therapien hängen laut Deutscher Aidshilfe von den USA ab. Informieren Sie sich im Text von Irene Habich.

 
Quelle: René Traut

Die schönen Seiten des Lebens

Grelles Neonlicht wird durch Kerzenlicht ersetzt und man darf offiziell schon morgens Kekse essen – warum sieht man nicht mal das Gute an den Tagen im Dezember? Für wen die Adventszeit trotzdem nicht in die Rubrik der schönen Seiten des Lebens passt (so geht es übrigens der Hälfte aller Deutschen), der verändere am besten seine Erwartungen. Besser, man lässt die Perfektion sein und schafft so ganz nebenbei Raum für echte Besinnlichkeit – das hat eine Psychologin im Gespräch mit Heidi Becker verraten. Weitere Tipps: Warum die (Vor-)Weihnachtszeit so viele Menschen überfordert.

 

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